Nordsee: So viel Speisefisch wie seit 50 Jahren nicht mehr

14.09.2017

Pressemitteilung des Deutschen Fischereiverbandes vom 29.08.2017

 

Vor kurzem konnte man zum „Tag der Fische“ in vielen Medien Berichte über den angeblich schlechten Zustand der Fischbestände lesen. Darin ging es hauptsächlich um Überfischung und die Gefährdung vieler Fischarten. Wie sieht aber die Realität aus?

 

In der Nordsee gibt es derzeit so viele Speisefische, wie seit 50 Jahren nicht mehr. Allein beim Nordseehering sind es etwa doppelt so viele wie 1967. Damals schätzte der Inter-nationale Rat für Meeresforschung (ICES) den Bestand der Elterntiere (Spawning–stock biomass (SSB)) auf etwa 1 Million Tonnen. Heute sind es demnach 2 Millionen Tonnen.

 

Aber auch andere Fischarten haben sich in den letzten Jahren deutlich erholt. Ein weiteres gutes Beispiel ist die Scholle. Deren Bestand war noch nie so hoch, seit die wissenschaftlichen Datenreihen 1957 begannen (damals 342 Tausend Tonnen SSB). Heute schwimmen nach ICES-Schätzungen fast 1 Million Tonnen erwachsene Schollen in der Nordsee.

 

Der Nordsee-Kabeljau galt bei Umweltverbänden lange als Symbolfisch für die Überfischung der Meere. Hier liegt die derzeitige Bestandsgröße (168 Tausend Tonnen SSB) noch unter der von 1967 (252 Tausend Tonnen SSB), aber sie ist seit ihrem Tiefpunkt im Jahre 2006 (44 Tausend Tonnen SSB) enorm gewachsen. In diesem Jahr hat der Nordsee-Kabeljau erstmals wieder eine Bestandsgröße erreicht, die über dem Schwellenwert für den höchst-möglichen nachhaltigen Dauerertrag liegt. Sollte die EU bei der Festsetzung der Gesamtfangmengen den Empfehlungen des ICES folgen, wird nach dessen Schätzungen die Bestandsbiomasse bis 2019 auf mehr als 215 Tausend Tonnen SSB anwachsen.

 

Bei anderen, kleineren Beständen wie Seezunge oder Seelachs zeigen sich ebenfalls die Erfolge der Bewirtschaftungsmaßnahmen der letzten Jahre. Sie bilden stabile Bestände mit wachsenden Erträgen.

 

Nicht für alle Bestände in der Nordsee reichen die Datenreihen des ICES bis 1967 zurück. Die nordostatlantische Makrele lebt nur zu bestimmten Zeiten in der Nordsee. Auch die überwiegend kleinen, kurzlebigen Arten, die für die Fischmehl- und Fischölproduktion gefangen werden, bleiben unberücksichtigt. Ihre Bestandsgröße unterliegt erheblichen natürlichen Schwankungen. Da aber, wie bereits erwähnt, mit Hering und Scholle die beiden derzeit wichtigsten Bestände in der Nordsee erfasst sind, kann man davon ausgehen, dass in der Nordsee die Menge an Speisefischen in den letzten 50 Jahren nie so groß war wie heute.

 

Man hätte zum „Tag der Fische“ demzufolge auch die Erfolge der Gemeinsamen Fischerei-politik der EU der letzten Jahre hervorheben können. Präsident Holger Ortel sagt dazu: „Die Fischbestände in der Nordsee sind in den letzten Jahren sehr deutlich angewachsen. Wer heute immer noch von „leergefischten Meeren“ redet, hat offensichtlich die Fähigkeit verloren, die Realität zu erkennen.“

 

Bild zur Meldung: Pressemitteilung des Deutschen Fischereiverbandes