Naturnahe Gewässer und Hochwasserschutz – Land will 133 Mio. € mehr als im Vorjahr investieren

24.03.2022

Naturnahe Gewässer sind Hot Spots der Biodiversität. Sie reduzieren den Eintrag von Nährstoffen, sie vermindern die Kohlenstofffreisetzung, sie bilden eine wirksame Hochwasservorsorge und reduzieren Auswirkungen durch Trockenheit.


Lebendige Flussauen sind die Heimstätte einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt und stellen
unverzichtbare Wanderkorridore für viele Arten dar.

 

Das wissen nicht nur Angler, sondern auch die Spezialisten des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW). Mit ihrer Arbeit sichern sie nicht nur einen verlässlichen Schutz vor Hochwasser, sondern betrachten Fließgewässer in ihrer Gesamtheit als Lebensadern in der Region. Das war nicht immer so.
Auch deshalb stehen wir Angler im engen Kontakt mit den Flussbereichsleitungen und begrüßen die Ankündigung aus Magdeburg, 2022 deutlich mehr für naturnahe Gewässer mit dem Schwerpunkt der Renaturierung zu investieren. Damit können bereits realisierte Maßnahmen durch großflächige Vernetzung besser ihre Wirkung als wertvoller Lebensraum entfalten, oder eröffnen bis dahin verschlossene Pforten zu natürlichen Wanderkorridoren.


Allein im Landkreis Mansfeld-Südharz sind Projekte mit einem Umfang von 17 Mio. € geplant. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausgleichsmaßnahmen oberhalb der Ortslage Berga an der Thyra, steht jetzt die Fertigstellung mehrerer Einzelprojekte in Rottleberode ebenfalls an der Thyra vor dem Abschluss. Gemeinsam mit den Ökologen vom LHW aus Halle und der Flussbereichsleitung Sangerhausen, werden regelmäßig Informationen ausgetauscht und der Umsetzungsstand vor Ort in Augenschein genommen. Zwei neue Fischaufstiegsanlagen mit entsprechenden Tosbecken stehen kurz vor ihrer Fertigstellung. Mehrere, im Bachlauf vorhandene Sohlschwellen, die unüberwindliche Hindernisse für benthische Lebewesen (u.a. am Gewässerboden lebende Fischnährtiere) darstellten, wurden beseitigt.

 

Das solche Maßnahmen nicht einmal so nebenbei aus den Portemonnaie bezahlt werden können, zeigen allein die Kosten für die Maßnahme am Bahnhof in Rottleberode, die mit 1,1 Mio. € zu Buche schlägt.
Aber damit ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Kurz vor Baubeginn steht der Umbau der Wehranlage in Berga mit einer neuen Fischaufstiegsanlage. Weitere Projekte sind in Planung und werden dazu beitragen, den Lebensraum für Fische Schritt für Schritt zu verbessern.

 

Mit dem personellen Neuanfang an der Spitze des Ressorts in Magdeburg scheint eine Neujustierung beim Artenschutz im Land erfolgt zu sein. Der Ansatz, über die Verbesserung aquatischer Bedingungen Voraussetzungen zur Lösung anderer Fragen zu schaffen, ist aus unserer Sicht völlig richtig. Der Rückstand kann damit zwar nicht aufgeholt werden, aber ein guter Anfang ist gemacht und wir hoffen auf zahlreiche weitere Schritte.
 

Schließlich müssen wir nicht das Schlusslicht in Deutschland bei der Umsetzung der WRR bleiben.

Mit einem Anteil von nur 5% der Gewässer in dem von der EU geforderten „Guten Zustand“ in Sachsen-Anhalt (Deutschland 8%, Thüringen 10%) werden nicht nur Probleme deutlich, sondern auch Potentiale einer Veränderung. Zudem stehen 52% der Fischarten hierzulande (ST) mit einem Platz auf der „Roten Liste“, so dass wir vor Herausforderungen im Artenschutz stehen, die die Mobilisierung aller Kräfte für positive Veränderungen braucht.

 

Als Fachpfleger der Gewässer und Fischbestände reichen wir dem Land die Hand für Maßnahmen zur Gewährung der ökologischen Durchgängigkeit unserer Fließgewässer, der Vermeidung von unnötigen Flussausbaumaßnahmen, der Renaturierung von Fluss- und Auenlandschaften der Gewässer und der drastischen Reduzierung von Schadstoffeinträgen.  GJ

 

 

 

 

 

Bild zur Meldung: bald fertige Fischaufstiegsanlage am Bahnhof in Rottleberode

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Naturnahe Gewässer und Hochwasserschutz (24.03.2022)

Naturnahe Gewässer und Hochwasserschutz

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