Fischsterben in der Oder- Umweltkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes?

15.08.2022

Ist die Oder überall?

Ein Kommentar von Gerhard Jarosz

 

Es ist es kaum zu fassen. An einem der ursprünglichsten großen Fließgewässer Deutschlands ereignet sich ein die ganze Breite des Stroms umfassendes Fischsterben. Selbst nach über einer Woche haben die ermittelnden Behörden weder den Verursacher, noch die tödlichen Giftstoffe identifiziert.

Ein ungutes Gefühl beschleicht den kriminalistisch wenig erfahrenen Bürger bei so viel Ergebnislosigkeit. Da stehen viele Fragen im Raum, die in den Medien keiner stellt und Antworten zumindest die Ernsthaftigkeit der Suche bestätigten.

Seit wann und wo hat eigentlich das Fischsterben genau begonnen? Gibt es Zeugen? Analysiert nur ein Chemiker die gesammelten Proben? Oder sollte nicht besser eine ganze „Armee“ von Analytikern abgestimmt nach Schadstoffklassen die Suche vorantreiben, um eventuell noch weitere, bisher nicht erkannte Gefahren auszuschließen? Gab es für die Probenentnahme und Aufbewahrung exakte Vorgaben, um ihren Aussagewert zu erhalten? Wurde eine  flächendeckende Probenentnahme gesichert? Welche aquatischen Lebewesen sind außer den Fischen noch betroffen? Welch Gefahren bestehen darüber hinaus für Bewohner der Oder-Aue?  Wurden Sedimentproben genommen?

Dass natürlich auch Vögel betroffen sind, war hoffentlich nicht die einzige Sorge der „uneigennützigen“ Artenschützer. Das jetzt eine Belohnung zur Ermittlung der Verursacher ausgelobt wurde, war „höchste Eisenbahn“ für die Glaubwürdigkeit.

Richtig und gut ist, dass sich Frau Ministerin Steffi Lemke persönlich für die Aufklärung stark macht, auch angesichts unangenehmer Fragen an unseren Nachbarn Polen. Zum anderen hat sie im Gegensatz zu unseren Medien es sich nicht verkniffen, den Anglern für ihre rechtzeitigen Informationen zum Fischsterben zu danken. Respekt Frau Ministerin!

Die Oder ein Einzelfall ?

Leider nicht! Das erleben wir aktuell auch in unserem Bundesland. So trieben jede Menge toter Fische am Freitag in der Saale bei Bernburg. [Meldung des LAV Sachsen-Anhalt] Nach Informationen der lokalen MZ Redaktion führte wohl ein Riss in einer Rohrleitung bei den Solvay Werken zum Eintrag ammoniakalischer Sole in die Saale. Das war nicht die erste Panne bei Solvay. War die durchgeführte Gefahrenanalyse lückenhaft? Wer beaufsichtigt die Firmen? Auch in meinem Landkreis MSH trifft uns immer wieder Fischsterben in Folge von Gewässerverunreinigungen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Rohne, die Wipper, die Gonna oder Thyra, wo wir als Pächter des Fischereiausübungsrechts Totalverluste hinnehmen mussten. Wir berichteten zu allen Fällen ausführlich (siehe Archiv). [Meldung des Bundesverbandes]

Resümierend müssen in allen Bereichen Anstrengungen unternommen werden, um über wachsendes Umweltbewusstsein und einer Sensibilisierung für die Gefahren fragiler Öko-Systeme, auch Fortschritte beim Schutz der Gewässer als Lebensraum der Fische erreicht werden. Damit einhergehende erhöhte Wachsamkeit der Bürger, schneller Informationsfluss bei erkennbaren Störungen und die eigene Reflektion umweltgerechten Verhaltens, sind beabsichtigte Effekte. Vor kriminellen, vorsätzlichen Straftaten, wird es aber auch in Zukunft keinen 100 prozentigen Schutz geben. Gewässer sollten im Bewusstsein der Menschen als Lebensadern der Region und schützenswertes Gut höchsten Stellenwert besitzen. 

Bild: DAFV 

 

 

Bild zur Meldung: Bild: DAFV einer von tausenden, angespülten Fischkadaver