Auf Ostsee-Stippvisite nachgehakt.

08.05.2017

Eine Glosse von Gerhard Jarosz

Nach einer Welle der Entrüstung und des Protestes mit ihrem vorläufigen Höhepunkt der Angler-Demo auf Fehmarn ist es mitunter hilfreich, sich aktueller Fischereipolitik mit etwas Abstand und bei klarer Luft, am besten von Seeseite her zu nähern. Und so nutzte ich die erste Mai-Woche, um der Ostsee und der Hansestadt Rostock einen Besuch abzustatten.

 

In Gesprächen mit vertrauten Partnern bestätigten sich auch in Warnemünde die greifbaren Sorgen. Seit Einführung der Fangbegrenzung sind die Buchungen rückläufig und ziehen so manche Sorgenfalte, selbst bei planmäßigen Werftbesuchen umso tiefer in die Stirn.

So wie auf vielen Kuttern der Region liegt auch hier der Anteil der Angler, die aus dem Binnenland kommen, weit über 50% und derer, die Mehrtagesfahrten buchen, nochmals darüber. Das diese Angler auch für die Region Wirtschaftskraft darstellen und nicht wenig Geld in der Region lassen, ist bei den Geschäftsinhabern in den Häfen unbestritten.

 

Natürlich wollte ich auch von meinem Kutterbesitzer wissen, ob es denn Unterstützung durch die Region zur Meisterung dieser schwierigen Situation gäbe. Bei Informationsgesprächen mit  Regionalpolitikern, so bestätigte er, spielen die Auswirkungen eine Rolle und werden auch verbal anerkannt. Nach konkreter Hilfe befragt, bekam ich auch prompt, aber eben unerwartete Antwort. So habe die Hansestadt Rostock offenbar die Liegegebühren als eine Lasten-Stellschraube begriffen und sie um 20% gegenüber dem Vorjahr Am Strom erhöht. Offenbar so scheint mir, sind den Stadtoberen die imaginären Gäste im Premium-Segment mit Luxusyachten an der Flaniermeile in Gedanken näher, als die seit Jahren den Tourismus stützenden Otto Normalverbraucher aus dem Binnenland, die auf den einheimischen Angelkuttern einchecken.

 

Aber zurück zum Dorsch. Bereits im Hafen und nach dem Auslaufen beschäftigten mich die vielen kleinen Boote und Kutter der Nebenerwerbsfischerei und ich fragte mich, wie wohl deren Fang vom Thünen Institut hochgerechnet wurde. Und noch ganz in Vorfreude auf den ersten Dorsch der Ausfahrt, zeigte sich auf der Wasseroberfläche eine Unmengen an treibendem Seegras. Da sich bei fast jedem Angelstopp das Bild wiederholte war es naheliegend, nicht der Spur des vermeintlichen Grundschleppnetzes zu folgen und einen anderen Kurs einzuschlagen. Ganz in Gedanken über schonende, selektive und nachhaltige Angelfischerei, die vergleichend gerade die Erfassung des Beifangs in der Berufsfischerei zu ergründen versuchten, wurden ich durch einen kräftigen Ruck beim Pilken in die Gegenwart gerissen. Nicht der Superdorsch, aber immerhin eine Doublette hatte endlich sich abseits des treibenden Seegrases überlisten lassen. Die Freude über den Fang wird sicherlich auf dem Gaumen ein zweites Mal nachhallen.

 

Das weitere Fangergebnis wurde für den Angel-Tag noch etwas aufgebessert, bestärkte mich aber umso mehr, gegen das vollkommen unbegründete und beabsichtigte Angelverbot in der AWZ meine Stimme weiter zu erheben. Gleiches gilt für eine anglerfeindliche und ungerechte Tagesfangbegrenzung. Ein ehrliches, auf Nachhaltigkeit orientiertes Bestandsmanagement ist für mich transparent, schließt alle Akteure ein und kennt keine Hintertüren. Darin stimmte ich sofort mit Eigner und Kutterbesatzung überein und ich versprach in Anlehnung an den Schiffsnamen eine Wiederkehr.

 

Bild zur Meldung: Autor mit Dorschdoublette