Thyra und Wipper, Wasserbau & Umweltschutz

22.05.2017

Es ist gut ein Jahr her, als mit vorbereitenden Schritten für Wasserbauarbeiten am Flüsschen Thyra begonnen wurden. Elektrobefischungen in den Bauabschnitten sicherten die notwendige Baufreiheit, um mit den konkreten Eingriffen zu beginnen.

Strukturverbesserungen im Gewässerverlauf der bisher schnurgerade anmutenden, einem umgedrehten Pyramidenstumpf gleichenden Strömungsrinne. Damit sollte dem Fluss wieder mehr naturnahes Leben eingehaucht werden. Im Fachjargon heißt das: "Verbesserung der gewässermorphologischen Verhältnisse durch Veränderung der bisherigen Querprofilgeometrie."

 

Dass der Inhalt doch komplexer war als der Laie ahnt, erkennt man bei einem weiteren Blick in die Aufgabenstellung. Denn darin hieß es:“ Es erfolgt die Schaffung von Kiesbänken, flachstreichenden Uferlinien, sowie die Schaffung von Kolken und Feinsedimentbänken. Darüber hinaus wird eine generellen Erhöhung der Strömungs-, Tiefen- und Substratdiversität durch den Einbau von buhnenartigen Strömungslenkern im Niedrig- und Mittelwasserprofil der Thyra herbeigeführt.“

 

Das diese Maßnahme überhaupt durchgeführt wurde, haben wir der Umweltgesetzgebung in unserem Land zu verdanken, die für unumgängliche Eingriffe in die Natur einen Ausgleich vorsieht. Und so profitieren wir von der Tatsache, dass am Eingriffsort, dem Neubau des grünen Hochwasserrückhaltebeckens an der Wipper, nicht im Gesamtumfang die vorgeschriebenen Kompensationen erbracht werden konnten. Da gibt es auch bei uns keine Schadenfreude, fanden doch auch Eingriffe beim Autobahnbau in unserem Gebiet ihre Kompensation im Mansfelder Raum.

 

Zugute kamen uns in diesem Fall die profunden Kenntnisse der Spezialisten des LHW zur Thyra. Sie trug dazu bei, dass gebietsnah ein Ausgleich des Überhangs erfolgen konnte. Mit rund 380.000 € wurden so umfangreiche Maßnahmen verwirklicht, die so in absehbarer Zeit noch nicht auf der Agenda standen. Dutzende Buhnen aus Granitsteinblöcken, über 30 Strömungslenker aus Bruchsteinblöcken und Gehölzanpflanzungen brachten den begradigten Wasserlauf neu in Form.

 

Nicht nur Bachneunauge und Westgroppe werden von der Renaturierung profitieren, sondern die Chancen für biologische Vielfalt werden insgesamt günstiger. Das kommt dann auch den Bachforellen, Äschen und uns als Angler zugute. Profitieren tut darüber hinaus die gesamte Gesellschaft. Landschaftliche Schönheit eines mäandrierenden Flusses, das wechselnde Spiel des Wassers in seinem Bett, der Artenreichtum im Wasser und an seinen Gestaden sind nicht nur Augenweiden und Magneten für den Naturbeobachter, sondern unverwechselbarer Reichtum und identitätsprägend für eine Region. Ein herzliches „Dankeschön“ ist für die Spezialisten des LHW, die Planer und Wasserbauer bestimmt nicht zu viel der Ehre.     GJ

 

Bild zur Meldung: flachstreichende Uferlinie mit Neuanpflanzung am Gewässer 1. Ordnung Thyra, die zwischen Berga und Kelbra in die Helme mündet

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Thyra und Wipper, Wasserbau & Umweltschutz (22.05.2017)

Die artbezogene Maßnahme zum Schutz und zur Entwicklung von Habitaten bzw. Populationen von Westgroppe und Bachneunauge erfolgte in 2 Maßnahmenbereiche. Diese erstreckten sich zwischen Rottleberode und Bösenrode auf einer Gesamtlänge von 2.653 m.