Quo vadis? oder – läuft der Naturschutz an der Helme-Talsperre Kelbra aus dem Ruder?

19.10.2019

„Wohin gehst du?“

ein Kommentar von Gerhard Jarosz

 

Am Freitag, den 18. Oktober fand im Hotel Kaiserhof eine Informationsveranstaltung des Ministeriums zur Vorstellung von Randbedingungen zur Steuerung der Talsperre außerhalb von Hochwasserführungen statt, die zuvor von einer behördeninternen Arbeitsgruppe erstellt wurden.

Ursache dieser Überlegungen können nicht sinkende oder stagnierende Zahlen von Wat-und Rastvögel sein, denn diese zeigen seit Jahren einen Aufwärtstrend. Demzufolge sind wohl andere Befindlichkeiten ausschlaggebend. Vielleicht geht es auch um Deutungshoheit und damit verbundener staatliche Förderung, die mit Blick in den ablaufenden Haushalt der Landesregierung im Bereich Umwelt und Energie, unter  dem Titel 15 02 allgemeine Bewilligungen, schon heute üppig ausfallen. Aber das fällt wohl eher in das Reich der Spekulationen.

Ursache kann auch nicht eine mangelhafte Steuerung der Talsperre  außerhalb von Hochwasserführungen in der Vergangenheit sein. Der bisher überaus transparente und alle Akteure berücksichtigende Arbeitsstil, hat der Leitung der Talsperre hohen Respekt und allgemeine Anerkennung eingetragen.

Auch die NATURA 2000 Verordnung kann nicht Ursache sein, denn dort findet sich kein entweder - oder.

Nun soll offensichtlich der bestehende Status quo, der ja für keine einfachen Lösungen steht, auf Anweisung des Umweltministerium in schwarz oder weiß, übersetzt auf die Talsperre, in Vögel oder Fische, aufgelöst werden. Dabei wäre der Vogelschutz primär zu bedienen, so die Interpretation der amtlichen Vogelschützer.

Wenn es der regierungsamtliche Naturschutz an diesem Tag nicht vermochte, an Hand von Kriterien den guten Zustand beim Kranich zu benennen, womit belegt er dann die geplanten Veränderungen? Wie wollen diese Experten gar das Erreichen des guten Zustandes erkennen?

Wenn dann in Folge fehlender Argumente zur Hilfestellung der Schwarzhalstaucher herhalten muss, sollte man nicht verschweigen, dass für die Art starke Bestandsschwankungen charakteristisch sind und offenliegende Nester von Aaskrähen und Rohrweihen zerstört werden. Will man über diese auch den „Bann“ verhängen? Im Übrigen werden schwankende Wasserstände bei namhaften Vogelkundlern als limitierend für den Bruterfolg erwähnt, Raubfische waren in diesem Zusammenhang nicht zu finden. 

Diese Veranstaltung wird noch so manche Nachdenklichkeit produzieren und es bleibt zu hoffen, dass die politisch Verantwortlichen aller Parteien die Vogelschutztechnokraten rechtzeitig stoppen.

Es war schon beängstigend, mit wieviel Coolness über die Daseinsberechtigung von Fischen hinweggegangen wurde. Auch wir, als Pächter des Fischereiausübungsrechts an der Talsperre, wurden mit unseren Vorschlägen bisher nicht berücksichtigt. Wir werden seit über einem Jahr durch regierungsamtliche Stellen daran gehindert, einen aus unserer Sicht ausgewogenen Bewirtschaftungsplan für die Helme-Talsperre umzusetzen, weil die darin enthaltenen Raubfische, dem Vogelwohl nach Ansicht leitender Beamter in Halle und Magdeburg entgegenstehen. Offenbar sollen die daraus erwachsenen Probleme mit Weißfischen, durch das vollständige entleeren  des Stausees aus dem „Vogelparadies“ gespült werden. Der damit in Kauf genommene, massehafte Tot von Fischen, betrachtet man offensichtlich nicht als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, in dessen §17 es heißt: Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer

1. ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder                   

2. einem Wirbeltier

a) aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder

b) länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.

Das allzu forsche Auftreten einiger amtlicher Mitarbeiter wird im Schadensfall einer Überprüfung standhalten müssen.

Das beabsichtigte Ausspülen der Probleme aus dem „Vogelparadies“ ist natürlich ein Weg für den Vogelschutz, für den Naturschutz aber weder akzeptabel noch nachhaltig. Ich denke nur an mitgespülte Sedimente, die im Unterlauf die Fischbrut vernichten, oder hungriger, vagabundierende Kormorane, die angesichts leerem Futternapf (Talsperre) nicht in den Winterschlaf fallen, sondern, bevor sie weiterziehen, tausendfach das vor- und nachgelagerte FFH-Gebiet 0134 heimsuchen. Aber darum kümmern sich ja andere.

Bleiben zum Schluss noch die Bewohner der Region, die wie Bittsteller behandelt und nach Aussage führender Beamter froh sein können, überhaupt die Talsperre nutzen zu können mit den Worten:“ Wir befüllen den Stausee, wir müssen das nicht“.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

 

 

 

 

 

Bild zur Meldung: Helme-Talsperre mit satten Kormoranen - amtlicher Naturschutz - Quo vadis?