Jungaale sichern historisches belegtes Artenspektrum

17.07.2023

Sangerhausen, den 15. Juli 2023

Das vergangene Wochenende hat für Gewässerwart Robby Häusler, Vorstand Raik Hutzler und Sohn Anton vom Leinetaler Fischerteam schon zeitig begonnen. Punkt 06.00 Uhr wurde mit dem für Fischtransport ausgerüsteten Hänger der Weg nach Halle eingeschlagen, um vom zentralen Verteiler des Landesverbandes die bestellten Farmaal für unsere Gewässer abzuholen.

Als moderne Aqua- Bewirtschafter erfüllen die Angler im Kreisanglerverein ihre vom Gesetzgeber übertragene Hegeverpflichtung zur Sicherung eines naturnahen Fischbestandes. Und das gilt nicht nur für die wohlbekannten Vertreter der Gattung Fisch wie Hecht und Forelle, sondern eben auch für solch faszinierende Langdistanzwanderfische, wie dem [Europäischen Aal].

 

Da es ihm aber aufgrund des Gewässerverbaus nicht mehr möglich ist, historisch belegte Wanderwege zu nutzen um die damit verbundenen Aufwuchsgewässer zu erreichen, wären unsere Gewässer ohne den Besatz durch Angler schon seit vielen Jahrzehnten um eine beeindruckende Art ärmer.

Zurück im Altkreis wurde an den bekannten Stellen in Allstedt, Sangerhausen und Berga die wertvolle Fracht an die gewässerbetreuenden Vereine grammgenau verteilt. Die ca. 20 cm großen Aale bereichern ab sofort unsere heimischen Gewässer und stabilisieren damit das natürliche, historisch belegte Artenspektrum. Die beträchtlichen eigenen finanziellen Mittel für den Satzfischkauf, die durch die Mitglieder aufgebracht werden, sind nicht nur Selbstzweck, sondern verhindern weiteren Artenverlust in heimischen Gewässern. Die Besatzgewässer wurden nicht nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, sondern auf der Grundlage einer exakten Gewässeranalyse ermittelt und in Form eines jährlichen Besatzplans festgeschrieben. 

Bevor die 8000 Aale, die heute besetzt wurden wieder fangfähig sind, dürften, je nach Nahrungsgrundlage allerdings noch 4 - 6 Jahre vergehen. Und da von den Anglern nur ca. 10% der Aale geangelt werden, blieben theoretisch genügend für die Vermehrung übrig. Entsprechend ihres Lebenszyklus wandern Aale nach dem Aufenthalt im Süßwasser zum Ablaichen ins Meer. Dieser Weg endet jedoch derzeit noch zu oft in Turbinenschaufeln von Wasserkraftanlagen  und in Kormoranschnäbeln tödlich.

Und an die Adresse der Politik in Brüssel haben wir auch eine Nachricht zu senden. Sollten Jahrzehnte versäumter Schutzmaßnahmen für den Fortbestand des Aals jetzt in weiteren Angelverboten münden, verliert die Art ihren einzigen Förderer auf dem Kontinent. Ein Angelverbot auf Aal als Deckmantel für verfehlte Artenschutzpolitik in Brüssel, wäre Wasser auf die Mühlen der EU-Kritiker.

Das finale Gütesiegel für die Helme bleibt für uns die Erreichbarkeit unserer Region auf traditionellen Fischwanderwegen und die Schaffung von naturnahen Bedingungen für die Entfaltung eines natürlichen Vorkommens solch faszinierender Langdistanzwanderer, wie Lachs und Aal. 

      

Der Vorstand des KAV bedankt sich bei allen Vereinen und Angelfreunden, die zum Erfolg der Besatzmaßnahme beitrugen. GJ

 

Bild zur Meldung: Gewässerwart Robby Häusle (l) und Vorstand Raik Hutzler (r) organisieren die zügige Umsetzung der wertvollen Fracht

Fotoserien


Aalbesatz 2023 (17.07.2023)

Europäischer Aal - erfolgreicher Artenschutz durch Artennutz - weil Angler ein ökonomisches Interesse am Fortbestand der Art in heimischen Gewässern haben

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Robby Häusler